Halbzeit in Halswell

| 25. November 2012 | 3 Kommentare

Eine weitere Arbeitswoche liegt hinter uns und die nächste klopft schon an die Tür. Allerdings sind wir ab morgen nicht mehr bei den Pallet Makers, sondern beginnen einen anderen Job.

Abschiedsbild mit Jägermeister-Chris

Die letzte Woche Paletten machen war recht normal für uns, wir hatten uns eigentlich schon gut eingelebt. Meistens durften wir mit der Nagelpistole die einzelnen Palettenteile verbinden, mit Ausnahme von Toni, einem der beiden Sachsen, die wir dort kennen gelernt hatten. Er musste nämlich mehr als einmal den ganzen Tag an der Säge stehen und die Bretter auf die richtige Länge bringen, was sich bei uns schnell zum Running Gag entwickelte. Er nahm es dann irgendwann auch nur noch mit Galgenhumor und schwärmte von dem gewissen „Feeling“, was man erst nach mindestens 5 Stunden Sägen am Stück bekäme.
Jan, Toni und Phillip (der andere Sachse) arbeiteten immer in der größeren der beiden Hallen, in der auch das Büro des Chefs war, weswegen sie meistens in einem vernünftigen Tempo arbeiten mussten. Ich allerdings war in der anderen Halle, mit nur drei bis vier weiteren Arbeitern und weitab von Meister Keiths Büro. Daher ging es immer etwas gemächlicher in unserem Abteil (neudeutsch: Hängerschuppen) zu. Meistens klappte es trotzdem ganz gut und wir schafften unsere Aufträge im vorgegebenen Zeitrahmen. An einem Tag aber sollten wir anfangen, Boxen zu bauen, quasi Würfel aus einer Palette, vier Seitenwänden und einem Deckel. Es war nur noch eine gute Stunde bis Feierabend, also fingen wir nur noch mit den Seiten an. O-Ton Damian (einer meiner Kollegen): „Ja, wir würden die Seiten vielleicht heute noch schaffen, wenn ich motiviert wäre, aber…“. Und dann schüttelte er nur den Kopf und lachte. Die Konzentration war auch nicht mehr wirklich vorhanden, also arbeiteten wir nicht besonders präzise. Was sich am nächsten Tag rächen sollte. Denn die Boxen sollten im Laufe des Tages fertig werden, allerdings merkten wir schnell, dass die am vorigen Tag zusammengeschluderten Seiten zu ungenau waren. Und dadurch würden auch die Kisten nicht so zusammenpassen, wie vorgesehen, ergo mussten wir Verstärkung aus dem anderen Schuppen holen und die schon zusammengebauten Boxen sowie alle 100 Seitenwände neu vermessen und korrigieren. Im Zeitplan schafften wir es auch nicht, was auch daran gelegen haben dürfte, dass sich dort keiner wirklich von irgendetwas aus der Ruhe bringen lässt – Hängerschuppenmentalität eben. Sonst lief aber alles gut und die Arbeit machte phasenweise sogar Spaß. Das einzig blöde war, dass wir von unserer Agentur, AWF, nur Mindestlohn bezahlt bekamen, also 13,50$ brutto pro Stunde. Deswegen zögerten wir auch nicht lange, als am Donnerstag Mark von Advanced Personnel, einer unserer anderen Agenturen, anrief und einen neuen Job im Angebot hatte. Wir nahmen ihn an und verabschiedeten uns von Jägermeister-Chris und den restlichen Mitarbeitern. 16 Dollar pro Stunde bei der neuen Arbeitsstelle klingen auf jeden Fall gut, obwohl wir nicht genau wissen, was wir eigentlich machen werden. „Demolition work“ auf einer Baustelle, irgendwas kaputtmachen also. Klingt schon mal spaßig, wir werden berichten.

Heroisch: Toni rettet den Schwimmer

Desweiteren waren wir am Samstag mit Toni und Phillip zum Angeln verabredet. Etwa 30 Kilometer außerhalb von Christchurch hatten die beiden ein ganz nettes Fleckchen empfohlen bekommen. Sie hatten allerdings noch weniger Erfahrung als wir, nämlich gar keine. Immerhin haben sie zwei nicht-gerade-Premium-Angeln geschenkt bekommen, also fuhren wir einfach mal guten Mutes los, fanden eine nette Stelle am Fluss und packten die Ruten aus. Jan, Kaddo und ich waren ja schon zwei Wochen vorher angeln gewesen und versuchten es also mit der dort gelernten Sport-Angel-Methode, bei der man die Angel auswirft und dann sofort wieder einholt. Das war uns dann aber zu anstrengend, deswegen bastelten wir einen sensationell professionellen Schwimmer aus Blasenfolie und Klebeband. Das muss sogar der Angel missfallen haben, denn kurz darauf riss die Schnur und der Schwimmer schwamm, nur leider auf eigene Faust. Er war allerdings noch recht nah am Ufer, sodass Toni ihn mit einer gewagten Aktion retten konnte. Viel guter Wille und Ausdauer halfen aber am Ende auch nichts, denn die Angel-Ausbeute gestaltete sich wie beim letzten Mal: Bagel. Also nicht im Sinne von „wow, wir haben einen Bagel geangelt“, sondern Bagel wie 0…

Sssssshhh… BOOM! Herrlich.

Danach fuhren wir mit unseren beiden Angel-Sachsen in deren Hostel und freuten uns mal wieder, dass wir in einem eigenen Haus wohnen. Denn auch, wenn es nett ist, viele andere Leute um sich zu haben, ist der Komfort bei uns doch um einiges höher. Wir aßen etwas, amüsierten uns ein bisschen über ein paar dauerbenebelte Mitbewohner und fuhren dann in den Hagley Park, der größte in Christchurch. Denn dort war gestern Abend ein riesiges Weihnachtsfestival. Am 24. November. Etwas zu früh, aber es war kostenlos, deswegen wollten wir es uns zumindest mal angucken. Wir kamen um Acht Uhr an, eine halbe Stunde nach Beginn und – es war irgendwie merkwürdig. Es stand ein riesiger Tannenbaum dort, eine große Bühne und davor saßen auf mitgebrachten Klappstühlen gut und gerne 15.000 Menschen, die Weihnachtsliedern und den Gags der Moderatoren lauschten. In der zweiten Hälfte kamen dann noch ein paar neuseeländische Stars und Coverversionen internationaler Hits dazu, größtenteils belangloser Langweil-Pop. Zum Ende hin wurde nochmal ordentlich auf die Tränendrüse gedrückt, als ein krebskranker Junge mitsamt seiner Familie auf die Bühne kam und erzählte, was er alles durchgemacht hatte; naja, immerhin gut, um Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. Der Abschluss entschädigte dann aber für jedwede Unannehmlichkeiten der vorangegangenen Stunden, als ein großes Feuerwerk gezündet wurde.
Heute Mittag war ich bei herrlichem Wetter Joggen, ansonsten haben wir nicht viel gemacht. Übrigens ist dieser Tage unsere Reise bereits halb vorbei! Es kommt uns beiden wirklich nicht so vor, aber bekanntlich geht ja fast alles Schöne schnell vorbei. Aus dem Umkehrschluss heraus könnten sich auch die nächsten drei Wochen dann auch Arbeit etwas ziehen, aber davon lassen wir uns nicht die Laune trüben, sondern bleiben relaxt wie die Kiwis und freuen uns schon wieder aufs Herumreisen.

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Kategorie: Blog, Neuseeland

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Kommentare (3)

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  1. Stefen sagt:

    Da muss ich Lea zustimmen:
    Bitte mehr Bilder!
    Bitte mehr Bilder mit euch drauf, würde gern euren Alltag mehr sehen…
    Außerdem habe ich Bedenken, euch nicht mehr wiederzuerkennen, wenn, ja wenn, ihr wiederkommt.
    Dem ersten Bild nach, hattet ihr bei den Paletten viel Spaß, hoffentlich bei dernächsten Arbeit auch.
    Bisher seit ihr in diesem Land ja noch nie entäuscht worden…

  2. Lea sagt:

    Weihnachts-Fest im November 😉
    Mir gefallen die Bilder auch ser, mal schön euch auf bildern zu sehen 😉

  3. Stefan sagt:

    Das 3. Bild gefällt mir am besten. Eigentlich ist 1x Silvester pro Jahr zu wenig. Bin gespannt, was „Demolition work“ genau bedeutet und wünsche euch viel Spaß beim Abreißen und Zerkleinern von Was-auch-immer-es-sein-mag.
    Und wenn Bagel „0“ bedeutet, gibt es dann auch ein Gebäckstück für die „1“, vielleicht Baguette?

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