Die Zeltplatz-Chroniken Teil 2: Feuer
Ich hatte mir auf dem Weg nach Norden einen schönen kostenlosen DOC-Campingplatz ausgeguckt, zu dem ich mich dann ausgerüstet mit Vorräten und Vorfreude aufmachte. Dafür hieß es erstmal ab auf die kleinen Landstraßen und dann noch ein gutes Stück Schotterstraße, um auch wirklich jede Zivilisation hinter sich zu lassen. Es waren aber tatsächlich noch andere Camper dort, ein nettes älteres Ehepaar, das vorhatte, drei Wochen dazubleiben. Sie hießen Jean und Hugh und waren genau das, was man sich unter dem Begriff „Rüstige Rentner“ vorstellt. Obwohl schon in ihren Siebzigern, reisen sie jedes Jahr mehrere Wochen und Jean hat sogar einen eigenen Blog. Am nächsten Tag erkundete ich joggend ein wenig die Umgebung. Es gibt einen großen Fahrradweg, den Timber Trail, der nahe am Campingplatz vorbeiführt. Ich lief also eine Weile die gut ausgeschilderte Strecke und drehte dann etwa nach einer halben Stunde um. Irgendwann kam mir die Umgebung aber merkwürdig unbekannt vor, ich dachte aber nach der nächsten Kurve würde ich schon wieder wissen, wo ich bin… Oder nach der da vorne? Auch nicht? Schade, da hatte ich mich wohl verirrt. Ich war zwar immer noch auf dem Timber Trail, aber hatte die Ausfahrt verpasst, denn es gab kein Schild oder ähnliches in Richtung meiner Campsite. Ich machte also wieder kehrt und fand letztendlich zurück, war allerdings fast doppelt so lang gejoggt wie angedacht. Naja, ich hatte ja genug Zeit zum Ausruhen. Duschen gibt es dort natürlich nicht, aber immerhin einen hüfthohen kleinen natürlichen Pool in einem Bach, in den Wasser aus einem Betonrohr geleitet wird. Man kann sich die Haare unter dem Wasserstrahl waschen, allerdings ist es sowas von eiskalt, dass man spätestens nach ein paar Sekunden Kopfeis kriegt. Aber abends gab es dafür wie immer schön Tee und Snacks bei Jean und Hugh.
Ich wollte auf dem Timber Trail nochmal ein bisschen weitergehen, diesmal wanderte ich aber anstatt zu joggen. Man läuft sehr schön durch einen typisch neuseeländischen, ziemlich tropischen Wald bis zu einer großen Hängebrücke. Wäre auch ein guter Ort zum Bungeejumpen. Auf dem Rückweg kamen mir dann jede Menge Fahrradfahrer entgegen, es war nämlich Wochenende und es gab viele große Gruppen von Männern, die dieses mit Radeln und Campen verbrachten. Als ich später wieder bei Jean und Hugh saß, kam ein Radfahrer an und erklärte, seine Gruppe sei mit zwei Autos angereist, durch einen unglücklichen Zufall hatten aber anscheinend alle gedacht, er säße im jeweils anderen Auto und ihn zurückgelassen. Und da es auf dem Zeltplatz noch nicht mal Handyempfang gibt, konnte er nur warten und hoffen, dass sie es nicht erst zuhause bemerken würden. Nach etwa zwei Stunden kam dann aber einer der beiden Wagen an, um ihn aus seiner misslichen Lage zu befreien. Ich verbrachte noch einen letzten Abend mit Jean und Hugh und verabschiedete mich dann.
Den ersten Tag zurück unter Leuten verbrachte ich in Hamilton, das eine für Kiwiverhältnisse wirklich nette Innenstadt hat. Und abends fuhr ich nach Auckland, da Jan einen Tag später von der Südinsel wieder hochgeflogen kam und ich ihn abholen wollte. Was ich dann auch tat, nachdem ich die wegweisenden Schilder am Flughafen endlich durchschaut hatte. Den Rest des Tages machten wir eigentlich nichts, da Jan ja noch seinen 30-Km-Marsch in den Knochen hatte. Aber abends fuhren wir dann noch zu Orsis WG, weil Jan dort beim letzten Besuch ein paar Sachen zwecks Reisegepäckerleichterung gelassen hatte. Orsi war nicht zuhause, nur Rich und Becca, zwei ihrer Mitbewohner. Becca lud uns spontan ein in der Wohnung zu schlafen, was wir vorerst auch dankend annahmen, allerdings eröffnete uns Rich etwa eine Stunde später, dass seine Freundin noch vorbeikäme und er es lieber hätte, wir würden woanders schlafen. Kein Problem, wir haben schließlich J.D. und blieben einfach über Nacht vor der Tür stehen. Am nächsten Morgen ging es in die Bibliothek, wo wir für den Verkauf von J.D. Flyer drucken ließen, die wir dann in einer Menge Hostels an die schwarzen Bretter hängten. In einem dieser Hostels trafen wir zufällig Philipp aus Christchurch wieder, Toni lag leider krank im Bett. Wir fuhren zum Mairangi Beach im Norden Aucklands, wo wir auch campten. Nach dem Aufstehen ging es dann erstmal schön eine Runde ins Meer, wo gerade einige Kinder Segeln lernten. Und regelmäßig um Hilfe riefen. Aber nicht wegen Haiangriffen, sondern weil sie kurz vorm Kentern waren.
Danach fuhren wir in die Stadt, denn wir hatten schon die ersten Interessenten an J.D., zwei Deutsche. Sie guckten sich das Auto an und wir machten eine Testfahrt, aber später schrieben sie uns, sie hätten sich für ein anderes Gefährt entschieden. Tags darauf trafen wir uns mit den nächsten potenziellen Kunden, diesmal waren es Schweden. Es lief auch nicht schlecht, bis es auf einmal einen Kurzschluss in den Kabeln unseres Stromkonverters gab, wahrscheinlich, weil sie eingeklemmt waren und sich dann berührten. Jedenfalls brannten sie. Wir löschten zwar das kleine Feuerchen und machten dann auch noch eine Testfahrt zusammen, aber trotzdem teilten uns die Skandinavier uns später mit, sie würden ein anderes Auto kaufen. Konnten wir ihnen auch nicht so ganz übel nehmen… „Also, welches nehmen wir jetzt? Das brennende oder das andere?“
Wobei mittlerweile wieder alles in Ordnung ist, wir sind nämlich bei der Werkstatt unseres Vertrauens gewesen und haben den Konverter testen lassen; er ging noch! Wir ließen also die Kabel erneuern und versuchten (vergeblich), den Geruch nach verschmortem Plastik aus dem Wagen zu vertreiben. Nachmittags trafen wir uns dann mit Orsi in einem Cafe, sie ist wirklich nett. Außerdem erzählte sie uns von einer Feuerwerksshow im Rahmen des gerade stattfindenden Auckland Arts Festival am Abend in der Auckland Domain, einem großen Park. Nach kurzem Überlegen entschieden wir uns, auch dort hinzugehen und es gab zum Glück noch Karten an der Abendkasse. Die Show hieß „Breath of the Volcano“ und wurde von der französischen Groupe F aufgeführt, die unter anderem auch die Eröffnung des Burj Khalifa illuminiert hat. Es war eine Mischung aus Pyrotechnik, Lichteffekten und Schauspiel, wobei die Akteure alle komplett in LED-Anzügen steckten und das ganze auf einer gut 200 Meter langen Fläche vor mehreren tausend Zuschauern. Auf jeden Fall war es sehr unterhaltsam und entschädigte locker für das ausgefallene Neujahrsfeuerwerk in Wellington. Also Tipp für alle, die zufällig heute in Auckland sind: unbedingt angucken! Weitere Tipps zum Thema Work & Travel gibt es übrigens nach wie vor in unserer dafür angelegten Rubrik. Beim Durchlesen des Programmhefts zum Arts Festival habe ich auch bemerkt, dass heute das Rosenberg Trio hier spielt, die absolute Creme de la Creme des Gypsy Jazz. Den Auftritt lasse ich mir natürlich auch nicht entgehen, denn diese Band ist in einem Wort: feurig!
Kategorie: Blog, Neuseeland
Das wird ja eine harte Zeit, demnächst ohne J.D. Was der alles kann, ist schon beeindruckend. Jetzt braucht ihr ein paar Dosen Raumspray, dann ist er wie neu.
…ist das bei J.D. links oben im Scheinwerfer schon eine Träne
oder ein Tropfen der nassen Wäsche?
Echt coole Bilder. Das euer Auto brannte ist echt ein Abenteuer für sich. Hoffentlich findet ihr noch einen Abnehmer