Die Zeltplatz-Chroniken Teil 1: Feuerwasser
Django, den neuen Tarantino-Film, konnte ich zwar leider nicht zum reduzierten Preis anschauen, gut war er trotzdem. Das fanden auch die anderen Kinobesucher, denn ich habe mit allen geredet. Ok, es waren auch nur drei Leute, so groß ist Taupo eben nicht. Nach dem Film fuhr ich wieder zurück zu dem kostenlosen Campingplatz, besser gesagt zu einem der zwei Plätze, die fast nebeneinander liegen. Am nächsten Morgen fragte mich ein Mitcamper, ein mittelalter Kiwi, der wohl schon länger dort wohnte, ob ich ein paar Sachen in meinem Van für ihn auf den anderen Zeltplatz fahren könnte. Ich hatte nichts dagegen und zog kurzerhand mit ihm um. Er und ein paar andere, etwas heruntergekommene Freunde von ihm hatten dort ein richtiges Lager errichtet und luden mich ein, mich zu ihnen zu setzen. Man merkte zwar schon, dass der tägliche Alkohol- und Marihuanakonsum ihren Oberstübchen leicht zugesetzt hatte, aber gegen etwas Gratisbier war natürlich nichts einzuwenden. Irgendwann ging ich wieder ins Auto, das ich neben ihre gestellt hatte, hörte aber kurz darauf draußen Leute streiten. Zwei der Saufkumpanen hatten sich nämlich wegen was auch immer in die Haare gekriegt, beschimpften sich lautstark und rangen auf dem Boden miteinander. Nach einer Weile rief jemand die Polizei und die beiden Tunichtgute wurden in Handschellen abgeführt. Ich parkte J.D. dann um, da ich nach dieser Aktion schon genug von meinen neuen Freunden hatte.
Dann lernte ich Jakob und Caro, zwei Dresdner Abiturienten und Henning, einen etwa 40-jährigen Hamburger kennen und wir amüsierten uns prächtig über die Hohlköpfe von nebenan. Die nächsten Tage waren wir dann meist zusammen auf dem Campingplatz oder in der Stadt, führten ein recht entspanntes Leben, badeten und lebten in den Tag. Henning hat schon viele Orte der Welt bereist, war unter anderem 2 Jahre in Afrika und hatte ein paar echt gute Geschichten auf Lager. Etwas blöd war, dass ich irgendwann mit ein paar Franzosen Fußball spielte und mir dabei ordentlich den Zeh anstieß. Der Nagel wird sich wohl demnächst verabschieden, aber das war es wert!
Außerdem gibt es in der Nähe noch die Huka Falls, die eher große Kaskaden sind und ein paar Hot Water Pools, die wir uns natürlich auch anschauten. Dann stießen noch mehr Mitbürger zu uns, Hendrik, Freda und Kim aus Freiburg und Philipp, ein weiterer Dresdner, sodass wir abends teilweise eine ziemlich große teutonische Runde beisammen hatten.
Inzwischen waren die Chaoten wieder zurück auf dem Campingplatz und Samstagabend brachten sie mal wieder eine alkoholbedingte Aktion zum Zuschauen, Lachen und Kopfschütteln. Es gab einen mindestens einen Meter tiefen Abhang am Ende des Geländes zum Fluss hin und jemand aus der Assi-Ecke kam auf die glorreiche Idee, diesen Abhang mit seinem Pickup runterzuholpern. Das ging auch gut, nur der fast senkrechte Wiederaufstieg bereitete dem älteren Auto große Probleme. Irgendwann schaffte er es unter dem Knattern und Knallen des Motors aber doch, brachte seinem Vehikel allerdings einen schönen Achsbruch bei. Aber befeuert durch die 20, 30 Zuschauer, die dem Spektakel beiwohnten, fuhr er den Abhang erneut hinunter, kam diesmal aber beim besten Willen nicht wieder hoch. Schließlich kam ein Kollege mit seinem Jeep und versuchte, ihn mit einem Abschleppseil herauszuziehen, wobei das zweite Auto auch noch Schäden davontrug und scheiterte. Wieder etwas später kam ein größerer Jeep und schaffte es tatsächlich, beide Autos zu retten, der Pickup war jedoch hin und konnte nicht mehr starten. Aber wir hatten unseren Spaß und eine gute Reinfeier-Show, denn um 0 Uhr wurde Caro 20 Jahre alt.
Gestern sind Jakob, Philipp und ich noch auf den Mt. Tauhara gewandert, der ein paar Kilometer außerhalb von Taupo liegt und eine echt schöne Aussicht bietet. Und abends haben sich die anderen dann jeweils als Dreiergruppe auf zum Tongariro National Park gemacht, während ich noch eine letzte Nacht auf dem inzwischen fast zur Heimat gewordenen Campground verbracht habe. Aber Abschied muss auch irgendwann sein, daher mache ich mich heute los in Richtung Norden. Noch ein paar Tage herumreisen, bevor Jan und ich uns Anfang März in Auckland wiedertreffen und J.D.s Verkauf in die Wege leiten wollen.
Kategorie: Blog, Neuseeland
Also das eigene Auto (jedenfalls vermute ich, dass es das eigene war) einen fast senkrechten Abhang runter- und wieder hochfahren lassen, bis es schließlich fahruntüchtig ist, das ist schon einmalig. Ich weiß nicht, ob man das in unserer autoverliebten Republik erleben würde. Auch wenn ich sonst Abstand bei solch speziellen Menschen halten würde, zugeschaut, gelacht und den Kopf geschüttelt hätte ich auch gern.
wow, da hast du echt sehr viel erlebt
… echt hübsche bilder 🙂
Jetzt bin ich ja beruhigt…!
Ich dachte schon, in Neuseeland gibt es nur super tolle Menschen.
Es gibt also auch welche, wo ein Abend reicht, wenn auch offensichtlich nur wenige.
So eine Autofahrt den Hückel hoch und runter, hätte mich allerdings auch interessiert, natürlich nicht mit dem eigenen Wagen…