Die nachlässige Nachlassgeberin

| 18. Februar 2013 | 3 Kommentare

An der Ostkapküste, am Gisborner Strand

In Gisborne bin ich abends an den Strand gefahren, wo ich eine gute Stelle zum Campen fand, mit Toiletten direkt daneben. Den gleichen Gedanken hatten auch Rebecca und Sophie, zwei Reisende (natürlich Deutschländerinnen), die sich auf denselben Parkplatz stellten. Sie erzählten, dass irgendwo in Gisborne ein Konzert stattfinden sollte, daher machten wir uns auf die Suche danach. Wir merkten dann aber schnell, dass die Musik eine Bucht entfernt spielte, was etwas weit zu Fuß war. Also gingen wir wieder zurück, was aber auch keine schlechte Idee war, da es am nächsten Morgen hieß: Um 5 Uhr raus aus den Federn! Denn die beiden wollten den Sonnenaufgang angucken (Gisborne ist die erste Stadt auf der Welt, die morgens die Sonne sieht) und ich entschied mich, mitzukommen. War nicht überspektakulär, aber trotzdem lustig, fast der erste Mensch auf der Welt zu sein, der das Leben gebende Gestirn erblickt.

Rebecca und Sophie fuhren dann weiter nach Norden und ich nach Süden auf einen kostenlosen DOC-Campingplatz bei Putorino in der Nähe von Napier. 13 Km Schotterpiste, aber das war es wert, denn es ist wirklich toll dort. Etwa zehn Minuten vom Meer und direkt an einem Fluss (in den ich gleich erstmal reinsprang). Später lernte ich Stefanie, eine Deutsche und ihren Freund Michel, einen in Frankreich aufgewachsenen Portugiesen kennen, die zusammen in Belgien leben. Sie waren sehr freundlich und abends grillten und kochten wir zusammen Hähnchen, Würstchen, Gemüse und Kartoffeln. Mal wieder gutes Essen, sehr schön! Das war aber noch nicht das Ende der Fahnenstange, denn am nächsten Tag lud Glenn, ein Neuseeländer, der dort mehrere Wochen campt, uns alle zum Flunderessen ein. Eigentlich bin ich kein ausgemachter Fischfan, aber so frisch gefangen und gut gebraten waren die platten Viecher echt lecker. Außerdem hatte Glenn ein Quad mit auf dem Campingplatz, mit dem wir einige Kilometer am Strand fuhren, um Muscheln zu suchen. Sein Hund Jacky war vorne in Körbchen und wir hielten uns irgendwie zu dritt hinten auf dem Sitzbrett fest, während wir mit 40 Km/h durch die Gegend brausten. Wir fanden auch einige Muscheln, aber was viel besser war, auf dem Rückweg durfte ich auch mal ein bisschen Quad fahren, macht echt Spaß!

Im Hintergrund steht finster dort der Schicksalsberg, ein Schreckenshort

Am Tag darauf ging ich joggen auf der Schotterstraße, die übrigens die meiste Zeit direkt neben Weiden verläuft. Und als ich da so angelaufen kam, meinte eine gesamte Kuhherde, sich getrieben fühlen zu müssen und lief vor mir her. Irgendwann war die Wiese zu Ende und das Rindvieh musste anhalten, aber auf dem Rückweg kam ich wieder an der Weide vorbei und diesmal nahm ich sogar noch eine zweite Herde auf der anderen Seite des Weges mit. Eskortiert von gut und gerne 50 Kühen joggte ich also daher, warum auch nicht. Abends brieten wir wieder frisch gefangenen Fisch, ich habe mich dort wirklich ganz gut ernährt. Am nächsten Vormittag sagte ich dann aber allen auf Wiedersehen und machte ich mich auf den Weg nach Taupo. Witzigerweise war Jan auch gerade dort, so dass wir uns für ein paar Stunden treffen und Geschichten austauschen konnten.
Ich erinnerte mich, dass es bei Taupo einen kostenlosen Campingplatz gab und Jan wusste noch, wo der sich befindet, sodass ich zur Abwechslung mal wieder legal campen konnte. Außerdem buchte ich in der i-Site für den nächsten Morgen ein Busshuttle, um endlich auch den Tongariro National Park in Augeschein nehmen zu können.

Von links: Dren, Michael, Fabian, Arik, Schicksalsberg

Und das bedeutete mal wieder um 5 Uhr morgens aufzustehen, aber das ist ja mittlerweile fast schon zur Routine geworden. Schlafen konnte man ja auch noch im Bus, was sich auch alle anderen Passagiere dachten. Gut ausgeruht kamen wir an und los ging es. Ich schloss mich mit Arik zusammen, ein Israeli, der im selben Bus wie ich gefahren war. Nach einigen, durchaus anstrengenden Kilometern gab es eine Kreuzung, an der man als Nebenstrecke den Mt. Ngauruhoe – aka Schicksalsberg aus dem Herrn der Ringe – besteigen kann. Natürlich war das gar keine Frage, wir machten uns also auf, in Gollums sicherlich recht merkwürdig aussehende Fußstapfen zu treten. Der Aufstieg war recht schwer, da man ziemlich steil bergauf und größtenteils über loses Vulkangestein läuft, was vergleichbar mit dem Erklimmen einer Sanddüne ist. Wir schafften es aber schlussendlich und wurden mit einer fantastischen Aussicht belohnt. Nach einer Pause ging es an den Abstieg, den man auf zwei Arten versuchen kann: die langsame (vorsichtig Schritt für Schritt) oder die schnelle (in Surfstellung und ab dafür). Ich versuchte es mit Methode Nummer zwei und es war sehr lustig, absolut empfehlenswert. Ich überholte jede Menge Vorsichtige, konnte aber keinen überzeugen, mitzusurfen. Während ich dann auf Arik warte, kam aber doch noch jemand angeschlittert, der ebenfalls warten musste. Er hieß Michael, kam aus Singapur und war ein lustiger Typ. Nachdem seine Schwester Dren und Arik irgendwann auch wieder unten angekommen waren, machten wir uns zu viert auf den weiteren Weg. Es gab noch ein paar Anstiege, die aber immer durch tolle Ausblicke wieder wett gemacht wurden.

Als wir dann schließlich erschöpft wieder im Bus auf dem Rückweg saßen, stellte sich plötzlich heraus, dass eine Wanderin den Bus verpasst hatte, sodass wir an der Busstation des Unternehmens etwa eine Stunde warten mussten, bis sie auch abgeholt worden war. Als Entschädigung gab es allerdings Eis und kühles Bier, sodass der Zwischenfall wie eine göttliche Intervention gefeiert wurde. Abends bin ich dann zur Entspannung und weil mal wieder eine Dusche fällig war, in Taupo in ein Schwimmbad gegangen. Dort musste ich nur den reduzierten Eintrittspreis bezahlen, weil ich behauptet habe, ich sei noch Schüler in Deutschland, es gäbe dort aber keine Schülerausweise. Moralisch fragwürdig, aber was tut man nicht alles, um unnötige Kosten zu vermeiden. Außerdem ist die Frau an der Kasse ja wohl selbst schuld, wenn sie sich nicht ordentlich informiert. Und ihren Arbeitsgeber langsam aber sicher in den finanziellen Ruin treibt. Ist ja ihr Einkommen und nicht meins.
Naja, jetzt sitze ich mal wieder in einer Bibliothek und heute Abend werde ich überprüfen, ob der neue Tarantino-Streifen den hohen Erwartungen standhalten kann. Vielleicht sogar zum ermäßigten Preis.

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Kategorie: Blog, Neuseeland

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Kommentare (3)

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  1. Lea sagt:

    Echt sehenswertes Foto, der Sonnenaufgang
    so einen würde ich auch gerne mal sehen, aber lieber um eine angenehmere Uhrzeit als 5 Uhr morgens 😉

  2. Opa Helmut sagt:

    Fabi, Fabi, du mokst Dingers.

  3. Stefan sagt:

    In bestimmten Fällen muss sich die Moral eben hinter dem Geldbeutel anstellen und dies war eindeutig so einer. Insofern Freispruch in allen Anklagepunkten.
    Und so einen Sonnenuntergang bekommt man ja eigentlich nur auf Postkarten zu sehen, aber selbst geknipst ist er wohl noch schöner.

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