Der frühe Backpacker fängt den Pinguin
So, wir melden uns hiermit auch mal wieder aus dem internetarmen, aber sehr schönen Süden Neuseelands. 2degrees, der Internetanbieter, bei dem Jan und ich uns die 12 Gigabyte Guthaben gekauft haben, liefert zwar in den großen Städten eine gute Verbindung, davon gibt es auf der Südinsel aber leider nur 4 Stück. Deswegen ist es nicht immer möglich, ins Internet zu gehen, aber was im Backpackerleben wichtiger ist: der Preis stimmt. Wir sind jedenfalls in den letzten Tagen an der Ostküste unterwegs gewesen und haben einiges gesehen.
Aber erstmal standen wir Dienstag in Timaru vor der Herausforderung, mal wieder eine Dusche zu finden. Nach einigem Überlegen hatten wir dann die gute Idee, einfach mal ins Schwimmbad zu gehen, das kostet dort nämlich nur 5 Dollar und Wasser gibt es da ja schließlich genug. Nur leider wurde die Wasserrutsche erst abends aufgemacht, den Spaß mussten wir uns also entgehen lassen. Frisch und sauber sind wir dann aus Timaru raus ein Stückchen ins Landesinnere gefahren, um uns vom Reiseführer empfohlene Maori-Steinmalereien anzugucken. Nach 10 Kilometern, die wir dank der schlechten Schotterstraßen in gefühlten 2 Stunden zurücklegten, kamen wir an. Wir waren weit und breit die einzigen Menschen dort, nur ein paar Schafe leisteten uns Gesellschaft. Man musste einen kleinen Weg nach unten zu den Malereien laufen und als wir unten waren, sahen wir… nichts. Erst nach dem zweiten Hingucken sahen wir winzige, kaum zu erkennende, in den Stein geritzte Zeichnungen, die gut und gern von einem Siebenjährigen hätten stammen können. Kultur und Tradition hin oder her, das war wirklich nicht besonders sehenswert. Die Fahrt hatte sich aber trotzdem gelohnt, weil die Landschaft (wie eigentlich überall hier) sehr schön war. Gecampt haben wir dann direkt an der Straße und am nächsten Vormittag ging es weiter Richtung Süden. Der Tag war eher regnerisch und so setzen wir uns in Oamaru erstmal schön in die Bibliothek, um Laptop etc. aufzuladen, außerdem war es dort schön warm. Später am Tag trotzten wir dann dem miesen Wetter und wagten uns ans Meer zu einem Strand, wo es Gelbaugenpinguine geben sollte. Man sollte nicht direkt auf den Strand, um die Pingus nicht zu verschrecken, sondern auf eine etwas höher gelegene Aussichtsplattform gehen. Da standen wir also, Petrus‘ schlechten Launen schonungslos ausgesetzt, und warteten. Und warteten und warteten. Nach etwa einer halben Stunde hatten wir Glück und sahen genau einen kleinen gelbäugigen Zeitgenossen die paar Meter vom Meer bis zu den Felsen watscheln. Damit wollten wir uns aber nicht zufrieden geben und 15 Minuten später sahen wir tatsächlich einen weiteren (oder auch denselben, wie Jan behauptet) keine 10 Meter entfernt in der Böschung stehen. Also noch ein paar Fotos gemacht und dann ab ins Auto. Der nächste Stopp waren die Moeraki Boulders, zu denen wir dann gleich aufgebrochen sind. Dort auf dem Parkplatz haben wir unser Nachtlager aufgeschlagen, es war aber schon zu dunkel, um die Steine an sich noch zu begutachten.
Das sind wir dann am Morgen danach angegangen. Die Boulders sind vom Meer rundgeschliffene Steine, von denen die meisten etwa einen Meter Durchmesser haben. Sie sehen wirklich interessant aus und locken jede Menge Touristen an, allein an dem Morgen waren es bestimmt um die 30 Leute. Bei Ebbe sind die Gebilde vollständig an Land, aber bei uns wurden die meisten schon vom Wasser um- und überspült. Trotzdem stellten wir uns wagemutig auf ein paar Felsen, um Fotos zu machen und blieben bis auf einige nasse Schuhe auch unversehrt.
Schon vorher hatten wir mit Nils, einem Freund eines Freundes meiner Mutter, der in Neuseeland lebt, Kontakt aufgenommen und konnten für drei Tage zu ihm kommen. Er wohnt mit seiner Frau und drei Kindern in der Nähe von Dunedin (gesprochen etwa „da-NIE-dn“) im Süden der Südinsel, also machten wir uns auf den Weg. Zunächst liefen wir ein wenig durch die Innenstadt von Dunedin, die uns gut gefiel, jedenfalls besser als die meisten anderen Städte. Es gibt dort bei 120000 Einwohnern 20000 Studenten, was man auch merkt, außerdem ist der Bahnhof wirklich schön. Nach einem kurzen Abstecher zu Subway und zur Touristeninformation fuhren wir raus aus der Stadt, zu Nils‘ etwa 30 Km außerhalb gelegenem Haus. Und die Umgebung ließ uns mal wieder die Augen aufreißen und mit den Ohren schlackern, denn das Haus liegt direkt am Meer und hat sogar eine Art Privatstrand. Nils kam erst einen Tag später wieder, aber seine Frau Nathalie und die Kinder Nick, Robin und Jonna nahmen uns herzlich auf. Nachdem wir uns mit Nudeln, leckerer Soße und Kuchen bis zum Anschlag vollgestopft hatten, gingen wir auch bald in den Wohnwagen im
riesigen Garten, in dem vier Betten für uns zur Verfügung standen. Denn tags darauf fuhren wir zur Otago Peninsula, einer Halbinsel direkt bei Dunedin. Dort guckten wir uns erstmal die Royal Albatross Colony an, wo es überraschenderweise Albatrosse gibt, und bestaunten deren wirklich große Flügelspannweite. Dann liefen wir über einen Strand, wo es manchmal Seelöwen gibt, leider kamen aber keine für uns aus ihren Höhlen (oder wo auch immer Seelöwen leben). Zum Schluss schauten wir uns dann noch die Sandfly Bay an, eine große Bucht mit vielen Riesendünen, die man super runterrennen kann, und dort sahen wir Seehunde und sogar zwei Seelöwen.
Nach diesem lohnenswerten Tagesausflug und einem weiteren reichhaltigen Abendmahl ging es wieder früh ins Bett, denn wir wollten um sechs Uhr morgens aufstehen, um uns den Sonnenaufgang überm Meer anzusehen. Für Backpacker eigentlich ein fast unmögliches Unterfangen, aber irgendwie schafften wir es, uns aus den Betten zu rollen und den schon recht schönen Anblick zu genießen. Der andere Grund, warum wir so früh rauswollten, war ein Ausflug auf eine nah gelegene kleine
Insel, zu der man bei niedrigem Wasserstand laufen kann. Nils meinte, man müsse am besten bei Ebbe wieder runterlaufen, um nicht dort festzusitzen. Und da das gestern um halb neun morgens war, und wir ja auch noch ein bisschen Zeit auf der Insel haben wollten, gingen wir schon gegen viertel vor sieben los. Der Weg war zwar etwas beschwerlich, wir mussten zwischendurch die Schuhe ausziehen und durch kniehohes, eiskaltes Wasser waten, aber es lohnte sich wirklich. Denn auf der Insel gibt es jede Menge kleine Höhlen und Felsspalten, in denen sich kleine Pinguine aufhalten. Und so sahen wir fünf, sechs Pinguine aus etwa einem Meter Entfernung, so nah kommt man wirklich selten an sie ran. Den Rest des Tages verbrachten wir mit Erholen vom frühen Aufstehen, Ausruhen und, besonders für Jan eine Wonne, mal wieder Fußballspielen. Später kam dann auch noch deutscher Besuch und es gab Kuchen; eine Apfeltorte, Muffins und einen Herrmann (falls den jemand kennt)!
Heute fahren unsere Gastgeber in den Urlaub und wir weiter nach Süden. Wir haben sogar zum ersten Mal ein bisschen Ahnung, was wir die nächsten Tage machen wollen, denn Nils und Nathalie haben uns gute Tipps gegeben und jede Menge tolle Plätze auf der Karte markiert. Dahin werden wir jetzt aufbrechen. Aber wo war nochmal die Karte?
Kategorie: Blog, Neuseeland
Hört sich ja alles sehr interessant an 🙂
Nur auf die Karte sollte man vielleicht besser aufpassen 😀
Lieber Fabian,
deine Reisewege sind mir zu meinem Glück durch meinen neuen Dumont gut bekannt. In Gedanken kann ich deine Schritte und Routen nachvollziehen. Ich wünsche dir weiterhin wunderschöne Erfahrungen und viel Gesundheit.
Opa Dieter
Dankeschön 🙂
Herrmann kenne ich, Fußballspielen finde ich auch gut. Außerdem frage ich mich, ob der kleine „Pingu“ jemals wieder aus der Felsspalte hinauskommen wird. Soweit ich weiß, ist Fliegen ja nicht die Stärke dieser Vögel.
Ihr habt ja in den letzen Tagen viel erlebt, Pinguine wolte ich auch schon immer mal sehen. Wie war den der Sonnenaufgang?
Viel spaß noch
– ich bin erste 🙂
Hat sich gelohnt so früh aufzustehen, bestimmt laden wir beim nächsten Aktualisieren der Galerie mal ein Bildchen davon hoch.