Der Apfel am Ende des Weges
Nachdem wir aus den Rockies zurückgekommen waren, verbrachten wir noch einen letzten netten Abend bei Emma zuhause, bevor ihr Vater uns am nächsten Tag zum Flughafen fuhr. Das Reiseziel war ein großer Apfel – klingt komisch, ist aber so. Wir kamen gegen 23 Uhr in New York an und standen dann vor der Aufgabe, zum Apartment unseres Couchsurfinghosts Luke zu finden. Da das Internet uns mitteilte, dass wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln um die Zeit etwa 2 Stunden brauchen würden, entschieden wir uns ganz dekadent und backpackeruntypisch, ein Taxi zu nehmen. 25 Dollar später waren wir vor einem Hochhaus in Brooklyn, fuhren in den 11. Stock und trafen Luke, den wohl fröhlichsten Menschen der Welt. Denn er hat wirklich immer ein Lachen oder Lächeln auf den Lippen und ist einfach ein sehr angenehmer Zeitgenosse. Am nächsten Morgen frühstückten wir auf Lukes Empfehlung hin im Red Lantern, einer Mischung aus Cafe und Fahrradladen, was natürlich besonders Jan gut gefiel. Danach machten wir uns erstmal auf, New York ein wenig zu erkunden und fuhren mit der Subway nach Manhattan. Erster Eindruck: Mann mann, Häuser mit weniger als 10 Stockwerken zu bauen halten die wohl für Quatsch. Aber trotzdem eine interessante und schöne Stadt. Wir steuerten dann das Metropolitan an, ein Museum auf Donationsbasis (für den Backpacker heißt das kostenlos), das sehr gut sein sollte. War es auch; wir blieben quasi den ganzen Tag dort drin und guckten uns Kunst aus diversen Zeitaltern und Kulturen, Waffen und Rüstungen, Musikinstrumente und noch tonnenweise anderes Zeug an. Abends liefen wir noch ein wenig durch den Central Park und machten uns dann auf nach Hause, wo wir mit Luke die gesündesten Burritos aller Zeiten aßen und noch einen Film schauten.
Tags darauf hieß es schon Abschied nehmen, denn Luke bekam neue Gäste und wir fuhren zu unserem zweiten Host in NYC. Er heißt Alex und wohnt in der Lower East Side von Manhattan, wo es doch etwas ansprechender aussieht als im etwas heruntergekommenen Brooklyn. Alex und sein Mitbewohner Craig haben eine kleine aber feine Erdgeschosswohnung und außerdem einen Hund namens Coda. Alex war nett (logisch, Couchsurfer eben) und gab uns gleich den guten Tipp, mit der kostenlosen Fähre von Manhattan nach Staten Island zu fahren, da man so relativ nah an der Freiheitsstatue vorbeikommt. Gesagt, getan, wir waren schon unterwegs und warfen ein paar Blicke auf das berühmte grüne Männchen. Im Anschluss besuchten wir das Denkmal für die Anschläge vom 11. September. Ich hatte ein Messer zum Nutella-aufs-Brot-schmieren dabei, was ich erst wegwerfen sollte, dann aber nach einigem hin und her bei der Security zwischenlagern konnte. Das Denkmal selbst besteht bisher aus zwei riesigen Becken, in denen Wasser stufenweise nach unten fließt. Eine gute Idee, auch wenn wir es uns etwas beeindruckender vorgestellt hatten. Danach schlenderten wir weiter durch Manhattan (wohl der beste Weg, die Stadt kennenzulernen), guckten Little Italy, Chinatown und noch andere lustige Gebiete an und kamen abends erschöpft aber zufrieden bei Alex‘ Wohnung an.
Nach dem guten Eindruck, den das Metropolitan hinterlassen hatte, entschieden wir uns, auch noch das MoMA (Museum of Modern Art) anzugucken. Wieder eine gute Entscheidung und wieder blieben wir fast den ganzen Tag dort; wir werden ja noch zu richtigen Kulturmenschen. Um halb sechs machte das Museum aber zu und wir liefen zum ein paar Minuten entfernten Times Square. Kurz vorher hatte das Attentat beim Bostoner Marathon stattgefunden und die Polizei wartete mit einer irrsinnigen Anzahl von Streifenwagen am Times Square auf. Wir ließen uns von dem blinkenden Lichtermeer aus Werbetafeln eine Zeit lang anflackern, bis wir kurz vorm epileptischen Anfall standen. Nächste Station war noch das Hard Rock Cafe und dann gingen wir zum Madison Square Garden, wo der für mich beste Teil des Tages bevorstand: das Muse-Konzert! Wie das so oft ist, kamen die alten Alben zu kurz, aber trotzdem war es eine fantastische Show und ein sehr gutes Konzert. Jan hatte sich währenddessen einen Film angeguckt, wir tauschten Erlebnisse aus und beschlossen dann, den Times Square nochmal bei Nacht zu betrachten. Und logischerweise war die Kakophonie der Lichter jetzt noch greller und beeindruckender, ein wahres Monument der Komsumgesellschaft.
Was natürlich nicht fehlen durfte, war ein Besuch auf dem Empire State Building, den wir am letzten Tag vornahmen. Alex zeigte uns am letzten gemeinsamen Tag noch den Highline Park, eine etwa 5km lange stillgelegte Eisenbahnstrecke, die auf einer Brücke durch die Stadt läuft und zu einem Park gemacht wurde. Eine wirklich coole Idee, wie wir fanden. Danach gingen wir zusammen zum Chelsea Market, auf dem man jede Menge organisches Essen kaufen kann. Luke hatte Jan und mir nämlich von einer ganz besonderen Apfelsorte namens Honey Crisp erzählt, die speziell gezüchtet wurde, um den perfekten Apfel zu kreieren. Wir kauften also welche und tatsächlich, er war auf eine besondere Art sehr knackig, aber auch süß. Auf dem Rückweg liefen Jan und ich über den Union Square, wo wir einen Jongleur und noch ein paar andere lustige Leute kennenlernten. Und später abends gingen wir noch mit Alex in ein paar Bars, wo er uns unter anderem AndrewAndrew vorstellte, ein ulkiges und in New York recht bekanntes DJ-Duo, mit denen er befreundet ist. Zwischendurch besuchten wir auch Alex‘ kolumbianisches Restaurant namens Los Perros Locos und aßen ein paar wirklich leckere kolumbianische Hotdogs. Jan und ich hatten eigentlich überlegt, früh ins Bett zu gehen, um uns schon mal auf die Zeitverschiebung von 5 Stunden nach Portugal einzustellen, aber wir warfen diese Idee über Bord und kamen erst gegen halb fünf zurück. Zum Glück ging unser Flug erst nachmittags, sodass wir noch etwas Schlaf bekamen, bevor wir uns von Alex, Craig und Coda verabschiedeten. Auf dem Flug selbst schliefen wir aber nur etwa 2 Stunden und übersprangen dann quasi den Rest der Nacht, sodass wir heute in Lissabon recht müde umhergewandert sind. Trotzdem guckten wir uns das Castelo an, eine alte Burg auf einem Hügel, die nett aussieht und jede Menge Touristen anlockt. Für unsere Unterkunft hier haben wir in der letzten Woche ziemlich viele Couchsurfer angeschrieben, aber nur einen gefunden, der uns ab morgen beherbergen kann. Daher haben wir eben kurzfristig ein Hostel gebucht, in dem wir jetzt sind und außer Schlafen heute wohl nichts mehr machen werden, sobald dieser Artikel hochgeladen ist.
Und dieser Artikel ist der letzte, den wir von unterwegs schreiben, da wir in weniger als drei Tagen schon wieder in Deutschland sein werden! Und es ist wirklich, wie eigentlich auf jeder Reise, im Nachhinein unglaublich, wie schnell die Zeit verging…
An dieser Stelle wollen wir uns auch bei allen Lesern (ja, das bist du!) bedanken, die regelmäßig oder gelegentlich ihre Zeit geopfert haben, um sich unsere geistigen Ergüsse zu Gemüte zu führen. Wir hoffen, es hat euch Eindrücke verschafft, schlauer gemacht oder einfach nur unterhalten. Und ein weiterer Dank geht an Frank, Marcus und Christian von der Initiative Auslandszeit, die uns unterstützt und dabei geholfen haben, den Blog zu verbessern.
Außerdem haben Jan und ich festgestellt, dass die Entscheidung, ein Auslandsjahr zu machen, definitiv eine der besten in unserem Leben war. Daher wollen wir mithilfe dieses Blogs jeden potenziellen Reisenden dazu ermutigen, die Chance wahrzunehmen und solche einmaligen Erfahrungen zu machen, wie wir es konnten.
Kategorie: Blog, On the road
Auch ich bedanke mich, für diesen tollen Blog. Ihr wart weit weg, doch so auch ein bisschen bei uns.
Für mich ging die Zeit auch ziemlich schnell um (was ich nicht gedacht hätte). Trotzdem freue ich mich, euch wieder zu sehen
Bis bald
Toller Blog! Hab ihn leider erst im Februar gefunden, aber seit dem immer live mitgelesen!
Vielen Dank für die tollen Artikel, Fotos, Landkarten. Das war richtig, super, euch in dieser Form ein wenig begleiten zu können.
Und dann bis bald am Flughafen ….
Also, euer Blog hat mich nicht nur schlauer gemacht und mir neue Eindrücke verschafft, sondern vor allem auch bestens unterhalten. Insofern gilt der Dank euch, dass ihr dieses umfangreiche und interessante Reisetagebuch geschrieben und uns zugänglich gemacht habt.