Ein Bad mit dem Teufel
Die letzten Tage waren gefühlt um ein Vielfaches ereignis- und erlebnisreicher als die sechs Wochen in Tauranga; es wurde aber auch wirklich mal Zeit für ein bisschen Neu(see)land.
Wie angekündigt, haben wir nach zwei Nächten auf öffentlichen Parkplätzen die dritte Nacht in Rotorua auf einem Privatparkplatz gecampt – was für eine Steigerung. Wir haben nämlich ein Angebot des Base Hostels genutzt, bei dem man für 9$ pro Person Küche, Bad und Aufenthaltsräume nutzen kann, aber im Van schläft. Direkt nach dem Einchecken sind wir dann beide erstmal unter die Dusche, die wir (und unsere Nasen) schon schmerzlich vermisst hatten. Danach hatten wir reichlich Zeit, die nächsten Schritte zu planen, denn es hat den ganzen Tag über geschüttet. Von einem Hostelkollegen aus Tauranga-Zeiten hatten wir den Lonely Planet-Reiseführer als pdf-Datei bekommen, was wirklich sehr hilfreich ist. Wir haben uns also ein wenig schlau gemacht, was in der näheren Umgebung sehenswert und erschwinglich ist und dann gewartet. Auf Godot und auf besseres Wetter. War aber beides vergebens, deshalb sind wir dann abends noch gemütlich in den hauseigenen, thermalbeheizten Pool gegangen, der auch in unserem Buchungspaket enthalten war. Wirklich schön, dieses Paket.
Am nächsten Morgen (gestern) haben wir zunächst mal ein ein kleines Maori-Dorf mitten in Rotorua besichtigt. Es heißt Ohinemutu und ist im Gegensatz zu vielen anderen dieser Touristenmagneten kostenlos. Man kriegt zwar auch keinen Maori-Tanz oder ähnliches zu sehen, aber Jan und ich hatten beschlossen, dass wir die gut 100 Dollar, die solche Vorführungen meistens kosten, lieber in andere Dinge investieren wollen. In Ohinemutu gab es jedenfalls auch einiges zu sehen: überall standen Figuren aus Holz mit lustigen bis angsteinflößenden Fratzen, die, wie auch die bekannten Kriegstänze, zur Abschreckung von Feinden dienten. Außerdem gab es einige normale Häuser mit den maori-typischen Verzierungen, ein Versammlungshaus und eine Kirche. Da die Maori zu großen Teilen christianisiert wurden, sah die Kirche für uns gar nicht so ungewöhnlich aus, bis auf die allgegenwärtigen Fratzen und Ornamente.
Danach ging es direkt weiter, allerdings raus aus Rotorua. Dass wir die Stadt verließen, hieß aber nicht, dass der Schwefelgeruch weniger wurde, bei unserem nächsten Ziel nahm er eher noch zu. Wir sind nämlich zu einem von thermalen Aktivitäten beheizten Fluss, dem Kerosene Creek, gefahren. Eigentlich sollte das Wasser dort heiß sein, aber, wohl wegen der starken Regenfälle in den Tagen davor, war es maximal lauwarm. Egal, wo wir schonmal da waren, wollten wir uns dann auch das Baden nicht nehmen lassen. Also Badehosen an und ab in das leicht dampfende und etwas streng riechende Nass. Kaum waren wir drin, kamen nach und nach bestimmt zehn weitere Badelustige und hüpften mit in das kleine, natürliche Flussbecken. Und ein paar Minuten später war allen kalt und wir hüpften wieder raus.
Da wir ja vorher den guten alten digitalen Reiseführer durchblättert hatten, lag unser nächstes Ziel ganz in der Nähe – der Rainbow Mountain. Etwa 500 Meter zurück auf dem Highway fanden wir den Parkplatz und machten uns auf den Weg. Es war 16 Uhr und der 3,5 Kilometer lange Wanderweg auf den Gipfel sollte ca. eineinhalb Stunden dauern. Wir dachten kurz nach und schafften es ohne Taschenrechner, rauszukriegen, dass wir wohl das letzte Stück Rückweg im Dunkeln zurücklegen müssten. Das war uns aber mal wieder egal und wir machten uns auf den Weg. Nach ungefähr zehn Minuten stand ein Schild „30m nach links zum Seeausblick“. Das wollten wir noch kurz mitnehmen und bekamen wirklich eine beeindruckende Ansicht geboten: durch die thermalen Aktivitäten des Bodens war das Wasser komplett Türkis gefärbt und um den See gab es überall kleine blubbernde Pools und schwefelgelbe Stellen im Gestein. Und wir standen gute zehn Meter darüber auf der Aussichtsplattform – zu weit weg für die tollkühnen deutschen Gemsen. Links von uns gab es einen kleinen, schmalen Trampelpfad nach unten. Wir waren uns zwar sicher, dass das es kein offizieller Weg war, gingen aber trotzdem runter. Ein paar Minuten später standen wir dann am Ufer des Sees und freuten uns über diese Aktion, denn die Ansicht war von da aus nochmal besser. Nach dem kleinen Zwischenstopp gingen wir weiter den eigentlichen Weg und kamen nach etwa einer Stunde auf dem Gipfel an. Knapp 750 Meter über dem Meer konnte man ganz ordentlich das Umland überblicken; der Aufstieg hat sich wirklich gelohnt.
Wieder unten standen wir am Highway und vor dem Problem, eine Stelle zum Campen zu finden. Gegenüber entdeckten wir mit unseren Adleraugen aber einen See mit dazugehörigem Parkplatz und befanden dieses Fleckchen für gut. Also stellten wir J.D. dort ab und aßen neben den vorbeirauschenden Autos zu Abend. Als ich später zum Zähneputzen rausging, bemerkte ich, dass es eine sehr klare Nacht war und, da wir 30 Kilometer von der nächsten größeren Stadt entfernt waren, sah man jede Menge Sterne. Ein paar Minuten suchte ich die wenigen Sternbilder, die ich so kenne (der große Wagen, der kleine Wagen, äääh…), bis mir einfiel, dass wir ja ein paar Meterchen von der heimischen nördlichen Hemisphäre entfernt sind und daher auch andere Sterne zu sehen sind. Schön sah der Himmel aber trotzdem aus.
Für heute hatten wir einen Ausflug ins geothermale Wunderland Wai-O-Tapu geplant, das nur wenige Kilometer highwayabwärts liegt. Es kostet zwar 32,50$ Eintritt und war damit unsere erste teurere Unternehmung, aber, wie wir herausgefunden haben, ist es das auch definitiv wert. Wir fanden den gefärbten Bergsee gestern ja schon beeindruckend und bekamen in Wai-O-Tapu dann die volle Breitseite. Es gibt dort drei Rundwege, die verbunden etwa dreieinhalb Kilometer lang sind und an diesen Wegen liegen dampfende Krater, bunte Seen und stets ein schön schwefeliger Geruch in der Luft. Die Naturgebilde haben so illustre und treffende Namen wie Inferno Crater oder Devil’s Bath bekommen, aber da in diesem Fall Bilder wirklich mehr sagen als tausend Worte, werden wir morgen einige Fotos in die Galerie hochladen. Unser Fazit zu Wai-O-Tapu ist jedenfalls: Wenn man mal in der Nähe von Rotorua ist, sollte man sich einen Ausflug dorthin nicht entgehen lassen.
Aus dem Park raus sind wir dann zum Parkplatz und zu unserem J.D. gegangen und hatten ein kleines Problem. Denn blöderweise hatten wir vergessen, das Licht auszumachen und so war die Batterie mal wieder komplett leer. Zum Glück haben wir aber nach dem letzten Mal Starterkabel gekauft und fanden zwei hilfreiche Schweizer auf dem Parkplatz, sodass dieses Problem keins mehr war.
Und seit ein paar Stunden sind wir jetzt in Taupo, einer größeren Stadt etwa 80 südlich von Rotorua. Ich sitze gerade am Lake Taupo und genieße den Ausblick und die letzten Sonnenstrahlen, während ich diesen echt langen Artikel schreibe. Jetzt gleich fahren wir auf einen kostenlosen Campingstellplatz in der Nähe und morgen wollen wir uns dann Maori-Gravuren in den Felswänden am Taupo-See anschauen. Bis dahin, cheers!
Kategorie: Blog, Neuseeland
Wie gut, dass es Starthilfekabel und hilfsbereite Schweizer gibt. Hauptsache, J.D. geht nicht in der Provinz die Puste aus, wenn es Richtung Südinsel geht. Tolle Fotos habt ihr gemacht, gute Fahrt und viel Spaß weiterhin.
Die 3 Bilder, die schon im Block zu sehen sind, sehen ja schon fantastisch aus. Ich stell mir die bunten Seen sehr schön vor, und freu mich auf weitere Bilder und Berichte.
Um erhlich zu sein, ich bin neidisch auf euch, ich seht tole Sachen und ich darf Chemie büffeln 🙂
Bis bald