Das Ende ist nah!

| 3. Februar 2013 | 6 Kommentare
Der Kauri-Wald in Birkenhead

Der Kauri-Wald in Birkenhead

Nachdem ich die erste Nacht des freedom campings mitten in Auckland ja gut überstanden hatte, fuhr ich noch ein bisschen durch den Stadtteil, in dem ich mich befand. Er trug den schönen Namen Birkenhead und, wie der Name dem deutschen Ohr schon impliziert, fand ich dort einen sehr schönen kleinen Wald. Es war ein Kauri Forest (Kauri-Bäume haben für die Maori eine besondere Bedeutung und sind außerdem vom Aussterben bedroht) mit einigen Wanderwegen. Typisch neuseeländisch waren dort Bäume, die für Europäer vertraut aussehen, mit exotischen Farngewächsen und ähnlichem bunt durcheinander gemischt, außerdem war überall in amtlicher Lautstärke das Zirpen, Sirren und Singen der Tiere zu hören. Nur gelegentlich hörte man Flugzeug- oder Sirenenlärm – ein echter Großstadtdschungel. Danach machte ich mich auf zum Mairangi Beach im Norden Aucklands, wo ich mich schön eine Runde an den Strand legte. Später lernte ich dort noch Ash kennen, einen Neuseeländer, der mit seiner Gitarre am Meer saß. Wir musizierten ein bisschen zusammen und es stellte sich heraus, dass er schon ein paarmal in Deutschland gewesen war und sogar ein wenig Deutsch konnte (Hallo, Dankeschön, Scheiße).
Ich campte direkt am Strand und nutzte morgens die kostenlose (eiskalte) Dusche. Danach fuhr ich zu einem Hostel, wo ich mich für ein oder zwei Wochen Arbeit für Unterkunft beworben hatte. Allerdings hatte dort am Tag zuvor schon ein anderer Backpacker probehalber gearbeitet und, da man beim Betten machen und Müll rausbringen ja nicht so viel falsch machen kann, den Job auch bekommen. Ich erkundete also noch ein bisschen die Gegend und überlegte, was ich stattdessen machen würde. Die Antwort: auf zur Coromandel Peninsula!

Am nächsten Tag ging es los in Richtung nördliche Ostküste. Nach ein paar Stunden war ich fast bei der Peninsula angekommen und wollte mir noch davor einen Schlafplatz suchen, da ich gehört hatte, dass man auf der Halbinsel selbst das Wildcampen nach Möglichkeit dringend unterlassen sollte. Ich fuhr vom Highway ab und in Richtung Miranda, wo ich eine gute Stelle etwas abseits der Straße fand. Dort lief ich durch die sumpfige Gegend zu einem See in der Nähe. Kurz davor allerdings wurde der Boden mit einem Mal ziemlich weich und ich steckte plötzlich mit beiden Füßen bis zu den Knöcheln im Morast fest! Dadurch verlor ich dann das Gleichgewicht und setzte mich schön auch noch mit dem Hintern in den Schlamm. Yey! Zum Glück konnte ich mich aber irgendwie befreien und zum Auto zurückgehen, um mich etwas zu säubern. Dann kam ein Angler vorbei, der mir erzählte, dass es nur ein paar Kilometer entfernt einen kostenlosen Campingplatz gebe, auf dem es bestimmt schöner wäre als hier im Sumpf. Ich dankte ihm und wollte dorthin fahren – da merkte ich, dass auch J.D. Probleme mit dem Untergrund hatte, denn eins der Hinterräder drehte beim Anfahren durch. Leider waren nicht genug Leute zum Schieben da, aber erneut half mir der Angler; er zog mich mit seinem Jeep und einem Kletterseil kurzerhand aus dem Matsch. Tack! Ich konnte also endlich zu dem Campingplatz, der eigentlich nur für Vans mit eingebauter Toilette war, aber immerhin sehr schön am Meer gelegen. Außerdem gab es ein paar Büsche in der Nähe. Ich redete noch eine Weile mit zwei netten neuseeländischen Pärchen und ging dann schlafen.

Meine Klampfe und ich, Coromandel Peninsula

Der erste Stopp auf der Peninsula war Thames, ein ehemaliges Goldgräberstädtchen. Dort traf ich mal wieder Deutsche, drei echte Ruhrpottler, standesgemäß mit Jogginghose und Kapuzenpulli, die gerade ihre letzten Tage in Neuseeland verbrachten. Nach dem Frühstück gingen sie ihres Weges und ich in die i-Site, denn am nächsten Tag wollte ich eine Wanderung im Coromandel Forest unternehmen und mir dafür ein paar Infos holen. Zunächst fuhr ich aber noch die Küste hoch, an der es wirklich sehr schöne Strände gab. An einem davon blieb ich ein paar Stunden, bevor ich mich dann auf den Weg in den Wald machte, genauer gesagt zum Kauaeranga Valley Visitor Center. Dort buchte ich dann für 10 Dollar eine Nacht auf einem der acht Campingplätze; auf welchen man ging, konnte man sich aussuchen. Ich entschied mich für einen ziemlich großen, der sogar fließend Wasser und Toiletten mit Spülung hatte. Luxus!
Der Rundweg, den ich dann am nächsten Tag wandern wollte, sollte immerhin 7-8 Stunden dauern und auf den 759m hohen Pinnacle hinaufführen, deswegen stellte ich mir den Wecker auf sechs Uhr dreißig. Ich schaffte es, so gegen halb acht den Campingplatz zu verlassen und machte mich mit dem Auto auf zum Start der Wanderwege. Unterwegs gabelte ich noch einen Wanderer auf, der die fünf Kilometer dorthin eigentlich auch zu Fuß gehen wollte, aber dankbar einstieg. Es stellte sich heraus, dass er Stefan hieß, aus Dresden kam und die gleiche Strecke wie ich laufen wollte, also schlossen wir uns zusammen. Zum Gipfel brauchten wir viel weniger als die veranschlagte Zeit, daher entschieden wir uns, noch eine weitere Schleife zu gehen. Die sollte eigentlich fünf Stunden dauern, wir benötigten aber nur zweieinhalb, sodass wir dann am Ende in 7 Stunden eine Tour geschafft hatten, die laut Schildern 12 dauern soll. Zwar recht anstrengend (inklusive zweier Blasen, blöde Billigwanderschuhe), aber lohnenswert, denn die Gegend ist wirklich schön.

Wer hat Lust zu klettern?

Wer hat Lust zu klettern?

Danach fuhr ich wieder nach Miranda, wo ich mir erstmal ein Bad in den dortigen Hot Pools gönnte, bevor ich auf den altbekannten Campingplatz zurückkehrte. Dort kam ich mit Brent, dem Camper neben mir ins Gespräch, der etwa 70 Jahre alt und ein echt witziger Typ war. Später luden er und seine koreanische Frau Sun dann sogar noch zum Essen in ihr Wohnmobil ein, es gab leckeres neuseeländisches Lamm und Vanillereis mit Beeren zum Nachtisch. Das sollten wir öfter machen! Heute früh wollte ich eigentlich gegen 9 Uhr weiterfahren, habe dann aber noch zwei Stunden bei den beiden im Van verbracht. Mittlerweile habe ich es aber zum nächsten Reiseziel geschafft – nach Tauranga. Diese Nacht werde ich wohl in der Stadt campen, hoffen, dass die Polizeistreife mal wieder ein, zwei Augen zudrückt (natürlich ohne gegen einen Baum zu fahren) und dann morgen mal bei Jan in der Bell Lodge vorbeischauen.
Abgesehen davon wird mir in letzter Zeit immer mehr bewusst, dass die Monate des Workens und des Travelns irgendwann ja auch mal vorbei sein werden. Natürlich freue ich mich darauf, zuhause wieder all die vertrauten Gesichter zu sehen, allerdings weiß ich jetzt schon, dass ich die Zeit hier auch ein bisschen vermissen werde… Noch 7 Wochen Neuseeland – das Ende ist nah!

Kategorie: Allgemein, Blog

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Kommentare (6)

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  1. Stefen sagt:

    Wow – die Kletterfelsen sehen geil aus !!!

    Und ob ihr es glaubt oder nicht, ich war mit Gina, Lea, Stefan und Bärbel auch schon in Neuseeland an dem gleichen Felsen.
    Er war komplett zugehangen mit Gipfelstürmern.
    Haben wir unendlich viele Bilder von.
    Allerdings hieß es anders:
    Bastei im Elbsandsteingebirge.

  2. Oma. sagt:

    Waren dort auch unsere weltbekannten „“Vogeltiere““?

  3. Stefan sagt:

    Super Bild mit Gitarre, das hat wahrscheinlich Ash gemacht, vermute ich. Ich kann nur nicht genau lesen, was auf dem Aufkleber steht.
    Das Ende der Neuseelandzeit wird dann ja auch das Ende der Gitarre, aber vielleicht will der nächste Autokäufer sie mit übernehmen.

  4. Lea sagt:

    Nette Tage, die du da hattest … ich würde sehr gerne mit dir/euch tauschen und in das warme Neuseeland kommen

  5. Jan sagt:

    Ich hab morgen frei, weil es keine Früchte zu pflücken gibt, passt ganz gut. Und Du kannst mich in die Stadt fahren

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